Projekt

© Alexander Schlager | FH St. Pölten

Der Granitsteinbruch in Roggendorf/Pulkau war ein früher Industriestandort, der Arbeitsplätze in eine strukturschwache Region brachte. Während der NS-Zeit wurden hier ab 1941 sowjetrussische Kriegsgefangene, polnische und ukrainische „Ostarbeiter“ sowie ab November 1944 jüdische Verschleppte aus Ungarn zur Zwangsarbeit eingesetzt. Wie in vielen anderen ehemaligen NS-Zwangslagern auch gibt es heute kaum mehr materielle Spuren und wenig Wissen über diesen Ort. Die Geschichte von belasteten NS-Lagerorten wurde nur selten in das regionale und lokale Gedächtnis aufgenommen und ist heute oftmals nicht mehr bekannt – nicht zuletzt auch deshalb, weil die Zeitzeug*innen, die über die historischen Geschehnisse berichten konnten, kaum mehr vorhanden sind.

Wie also umgehen mit solchen nicht mehr sichtbaren, vergessenen belasteten Orten? Welche Potenziale bieten digitale Technologien und Praxen für künstlerische Formen der Erschließung der historischen Orte und ihrer Vielschichtigkeit sowie für die Einbindung der lokalen Community in diesen Prozess?

Am Beispiel des Granitsteinbruchs in Roggendorf/Pulkau erprobt das Projekt neue künstlerische Formate und Praxen des Erinnerns, Lesbarmachens und Vergegenwärtigens von vergessenen Orten mit belasteter Geschichte im digitalen Raum, unter Einbeziehung einer partizipativen Wissensproduktion vor Ort.

Das Projekt versteht sich als eine Versuchsanordnung mit Laborcharakter, in der Kunst, Geschichtswissenschaften sowie Digital / Creative Media Technologies mit lokalen Projektpartnern und Geschichtsinteressierten interagieren.

Die Projektergebnisse werden open access in digitalen Workspaces zugänglich gemacht. Mit Hilfe der im vorliegenden Pilotprojekt entwickelten Leitfäden, Vorlagen und erprobten Tools können von jeweiligen lokalen Communities und/oder Kulturinstitutionen schnell und unkompliziert neue digitale Räume für weitere Orte mit belasteter NS-Geschichte erstellt werden.